Leidenschaft in der Literatur (ausgefallen)

Leidenschaft ist  in vielen Werken der deutschen Literatur ein zentrales Motiv. Sie zeigt sich in der Liebe, im Schmerz, im Aufbegehren oder im Scheitern der Protagonist*innen. Wir schauen uns drei Beispiele aus unterschiedlichen Zeiten genauer an:

1. J. W. Goethe, Die Leiden des jungen Werther
    
Im Jahre 1774 veröffentlichte der junge Goethe seinen viel gelesenen und einflussreichen Briefroman.
Den Hintergrund bilden autobiografische Erlebnisse: zum einen seine unerfüllte
Liebe zur bereits verlobten Charlotte Buff und zum andern das Schicksal eines
Freundes, der wegen einer unglücklichen Liebe zu einer verheirateten Frau
Selbstmord begangen hatte.
Der Roman spiegelt die Werteorientierung (Erleben der Natur sowie der Liebe) der Stürmer und Dränger wider, die  an der Person Werthers dargestellt wird.


2. Georg Büchner, Woyzeck

Das dramatische Werk von von 1836 ist ein Fragment, das erst im 20. Jahrhundert eine starke Wirkung ausüben konnte.
Woyzeck gehört zur untersten sozialen Schicht und seine Geschichte basiert auf einer wahren Begebenheit. 1821 erstach in Leipzig ein Perückenmacher und Gelegenheitsarbeiter seine Geliebte aus Eifersucht. Trotz ärztlich bescheinigter Geisteskrankheit wurde er hingerichtet. In Büchners Vorlage tötet der Protagonist wie von Sinnen seine Partnerin Marie, nachdem er erfahren hat, dass sie ihn mit einem Tambourmajor betrogen hat.


3. Theodor Fontane, Effi Briest

Die Geschichte behandelt zwar vordergründig den Ehebruch einer jungen Frau, doch Fontane geht es in seinem Roman vielmehr um die Kritik an den überholten Wertevorstellungen der sog. besseren Gesellschaft Ende des 19. Jahrhunderts.
Effis wiederholt vergebliche Versuche, sich aus der Enge einer strengen Ehe zu befreien, zeigen sehr nachdrücklich ihre Degradierung zur Ware - ein stets wiederkehrendes Thema in anderen Erzählungen des Autors.
Die fast zeitlose Aktualität dieses Kampfes belegen diverse Verfilmungen des Romans im Laufe der Zeit.

Oberstudienrätin Anne Deetz studierte Germanistik, Geschichte und Politikwissenschaft.