Fotolia_17295228_XXL_TomEin Volk, das es angeblich nicht gibt, in einem Land, das so nicht existiert
Schon die Begriffe sind vermint. Es gibt Ultranationalist*innen in allen Ländern mit Gebieten, die mehrheitlich von Kurd*innen bewohnt werden, für die das K-Wort ein Verstoß gegen die Staatsräson ist. Wer es dennoch ausspricht, muss mit harschen Reaktionen rechnen. Dabei hat das bevölkerungsstärkste Land, das es nicht gibt, zwei originäre und erstaunlich erfolgreiche Staatsformen hervorgebracht: Rojava im syrischen Teil Kurdistans und die ARK, die Autonome Region Kurdistan im Norden des Irak. „Kurdistan“ steht für Gegensätzliches: für patriarchale Clan-Strukturen und für wehrhafte Frauen-Milizen, die ein ganz eigenes Rollenverständnis entwickeln, für den bewaffneten Kampf gegen den IS und gegen die Türkei, für Terroranschläge und Emanzipationsprojekte. Anhand von den vielen widersprüchlichen Bildern, die uns in Filmen begegnen, versuchen wir uns ergebnisoffen ein eigenes Bild vom „wilden Kurdistan“ und seiner Menschen zu machen.
Axel Eberhardt ist Kultur- und Politikwissenschaftler.