„Wer sind wir?“ Warum fragen wir nach unserer und nach der Identität Anderer?
Fotolia_17295228_XXL_Tom Identität ist ein aufregendes Konzept. Sowohl im Privaten wie im Öffentlichen. Ein Versuch sich selbst zu finden – in jungen Jahren oder nach einer Lebenskrise –, auch der sich wiederholende Anspruch seinem Leben einen Sinn zu geben, zielen auf das, was man/frau die eigene Identität nennen könnte. Deshalb gilt „Nur wer sich ändert, bleibt sich treu“ (Wolf Biermann) nicht uneingeschränkt. In der Philosophiegeschichte ist die Begründung der Identität wichtig, wird aber sehr kontrovers diskutiert. Im christlichen Mittelalter war die ‚Seele‘ Garant der Identität über das biologische Leben hinaus. Als ‚Personen‘ bringen wir Kontinuität in unser Leben und wollen von anderen ‚Personen‘ anerkannt werden. Die Person steht im Mittelpunkt der Menschenrechte. Die Identität wird ein Problem, wenn wir sie primär zur Abgrenzung von Anderen benutzen.
Wie viel Identität brauchen wir und wie viel Weltbürgertum ist notwendig?
„... auch jedes einzelne lebende Wesen wird, solange es lebt, als dasselbe angesehen und bezeichnet: z.B. ein Mensch gilt von Kindesbeinen an bis in sein Alter als der gleiche. Aber obgleich er denselben Namen führt, bleibt er doch niemals in sich selbst gleich, sondern erneuert er sich immer, das gilt nicht nur vom Leibe, sondern ebenso von der Seele: Charakterzüge, Gewohnheiten, Begierden, Freuden und Leiden, Befürchtungen: alles das bleibt sich in jedem einzelnen niemals gleich, sondern das eine entsteht, das andere vergeht.“ (Platon Symposion)
Dr. Reinhard Nowak studierte Philosophie, Germanistik, Anglistik und Linguistik.