Lyonel Feininger – in New York geboren und gestorben – schuf den Hauptteil seines Lebenswerks jedoch in Deutschland und ist eng verknüpft mit dem Bauhaus in Weimar und Dessau, wo er Leiter der Druckwerkstatt war. Im Frühwerk des erst mit Mitte Dreißig zur Malerei gelangten Künstlers, offenbart sich noch seine Herkunft aus dem Bereich der Zeitungskarikatur. Diese Arbeiten bilden den wichtigen Übergang zu den reinen, aus Flächen kristalliner Überlagerungen gebildeten Architekturdarstellungen, die von 1913 an in seinem Werk dominieren. Bevorzugte Motive sind thüringische Dörfer und Kirchen; Höhepunkt ist die im Auftrag der Stadt Halle geschaffenen „Halle-Serie“. Daneben entstehen in den 1920er Jahren an der Ostsee jene Meereslandschaften, die den Zauber von Licht und Atmosphäre unnachahmlich einfangen. Im Spätwerk werden diese Kompositionen, durch New-York-Motive erweitert, zu immer spirituelleren Visionen.
Ulla Groha studierte Kunstgeschichte, Publizistik und Deutsche Volkskunde in Mainz und Dijon. Seit 1998 ist sie freiberufliche Kunsthistorikerin und Museumspädagogin bei verschiedenen Bildungseinrichtungen der Region und der Staatsgalerie Stuttgart.