Der Filmsoziologe Siegfried Kracauer riet Menschen, die Gemeinwesen wie Städte oder Länder erkunden wollten, von den „kunstvoll dahingesagten Bildern“ über sie auszugehen, um von den künstlerischen Repräsentationen auf mentalitätsgeschichtliche und schließlich soziale Phänomene zu schließen. Eines seiner paradigmatischen Werke trägt diesem Ansatz folgend den Titel „Von Caligari zu Hitler“. Folgen wir seinem Rat und betrachten Filme aus der Arbeitswelt, um über unterschiedliche Filmlandschaften in diskursive Räume vorzudringen. Wer die französische mit der deutschen und der britischen Filmlandschaft vergleicht, stößt auf bemerkenswerte Aspekte. Arbeitende Menschen sind auf französischen Leinwänden signifikant präsenter und markanter als hierzulande. Die Hoch-Zeit britischer Spielfilme über Menschen aus der Arbeitswelt fällt in die Thatcher-Ära. In der Ära Kohl blieb dieser Boom aus. In Deutschland gab es lange zwei Filmlandschaften, eine realsozialistische und eine kulturindustrielle mit völlig unterschiedlichen Hauptakteuren. Versuchen wir gemeinsam, solche Phänomene mit sozialwissenschaftlichen, vor allem aber heuristischen Mitteln diskursiv zu ergründen. Dafür eignen sich vergleichende Fragestellungen ganz besonders. Axel Eberhardt ist Kultur- und Politikwissenschaftler.