Marc Chagall befreit in seinen Bildern die Welt von den Fesseln der Schwerkraft und entrückt sie in die Freiheit der Poesie. Dabei schöpfte er seine künstlerischen Themen zeitlebens aus seinen Jugenderinnerungen an Witebsk, seiner osteuropäischen Geburtsstadt voll jüdischer Kultur und Tradition. Er verband diese mit Fabeln, Legenden, antiken Mythen, biblischen Inhalten sowie den Ausdrucksformen der internationalen Avantgarde, mit denen er sich ab 1911 in Berlin und Paris auseinandersetzte. Wenn die Welt der Träume und Wunder heute noch fortbesteht, so ist dies zu einem guten Teil Chagall zu verdanken. Denn er vermag das Publikum mit seinen traumgleichen und märchenhaften Bildkompositionen in andere Welten zu entführen und verborgenen Fantasien Gestalt zu geben. Seine Bilder, mit denen er sich immer wieder in luftige Höhen aufschwang, sind erfüllt von fliegenden Wesen: Liebende im Glückshimmel oder Engel voller Poesie und Kraft.
Ulla Groha studierte Kunstgeschichte, Publizistik und Deutsche Volkskunde in Mainz und Dijon. Seit 1998 ist sie freiberufliche Kunsthistorikerin und Museumspädagogin bei verschiedenen Bildungseinrichtungen der Region und der Staatsgalerie Stuttgart.