Kaum ein Werk gibt dem heutigen Betrachtenden solche Rätsel auf wie die – im Wortsinne – phantastischen Bildwelten des Hieronymus Bosch. So wurden diese in der neueren Kunstgeschichte unterschiedlichsten (Über-)Interpretationen unterzogen, die von einer jüdisch-gnostischen Geheimsprache bis zur Häresie, von der Visualisierung damals bekannter Sprichwörter und Metaphern bis zur Kirchenkritik reichen. Sogar psychogene Drogen wurden als Erklärung einer Kunst erwogen, die in ihrer vermeintlichen Verankerung im menschlichen Unterbewusstsein als früher Vorläufer des Surrealismus betrachtet wurde. Der Vortrag unternimmt den Versuch, sich den ungewöhnlichen Bilderfindungen auf Basis der – spärlichen – biografischen Kenntnisse und zeitgenössischer Quellen anzunähern und das Werk in den (kunst-)historischen und religiösen Hintergrund seiner Zeit einzuordnen. Markus Golser studierte Kunstgeschichte, Klassische Archäologie sowie Christliche Archäologie und Byzantinische Kunstgeschichte an den Universitäten Würzburg und Mainz.