Die Philosophie Rudolf Steiners findet bis heute in der akademischen Philosophie keine Resonanz und auch seine anthroposophischen Anhänger*innen zeigen sich daran wenig interessiert. Von seinem Hauptwerk, das 1894 veröffentlicht wurde, wurden bis 1918 gerade mal 100 Exemplare verkauft. Erst nach dem Ersten Weltkrieg stieg das Interesse. Die Philosophie Steiners fiel schon zu seiner Zeit aus dem Rahmen der traditionellen Philosophie, die immer noch von Kant und dem Agnostizismus beherrscht wurde. Der Lehre also, dass der Mensch von der wirklichen Welt nichts wissen, sondern über sie nur Hypothesen aufstellen könne, deren Wahrheit prinzipiell nicht zu überprüfen sei. Dagegen wandte sich Steiner mit allem Nachdruck. Er wollte zeigen, dass eine Erkenntnis der wirklichen Welt möglich ist und dass der Mensch einen existenziellen Bezug zur Wahrheit hat. Wir untersuchen, wie weit ihm das gelungen ist und warum ein solches, für die Philosophie doch erfreuliches Ergebnis keine angemessene Aufnahme fand.
Dr. Werner Heil ist promovierter Historiker und war Lehrer für Geschichte, Philosophie und Deutsch am Goethe-Gymnasium Ludwigsburg sowie Fachleiter für Geschichte am Seminar für Lehrerbildung in Stuttgart.
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